Vierländer

Auch die Brüsseler Oper bekommt 1830 ein neues Dach aus Zink. Dort wird am 25. August das Stück “Die Stumme von Portici” aufgeführt, in dem das nationalistische Lied gesungen wird: “Das teure Vaterland zu retten – Sind wir bereit mit Kraft und Mut – Ja, wir zerreißen seine Ketten – und opfern freudig unser Blut! – Das Vaterland und heil’ge Rechte – Verteid’gen wir mit Löwenmut!”
Der ganze Saal singt mit. Nach der Vorstellung singen die Zuschauer draußen auf den Strassen weiter. Andere Brüsseler schließen sich an und schon bald artet der Protest in Gewalt aus und die Unruhen greifen auch auf andere Städte über. Schon seit längerem sind Flamen und Wallonen mit Wilhelm I unzufrieden. Sie fühlen sich drangsaliert. Die enormen Staatsschulden der nördlichen Niederlande beeinträchtigen auch das Wirtschaftswachstum im Süden. Bisher haben sie vor allem Petitionen eingereicht und Parolen an die Wände geschmiert. Wilhelm I hat keine adäquate Antwort auf die Unruhen in seinem Reich. Am 4. Oktober ruft eine vorläufige Regierung die Unabhängigkeit der südlichen Niederlande aus. Eine neue Nation ist geboren: Belgien. Es folgt ein kurzer, aber heftiger Kampf. Gegen November zeichnet sich ab, dass ein unabhängiges Belgien überlebensfähig ist.

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