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Neutrales Land

Lisa Domin (*1983, Iserlohn, D) beschäftigt sich in ihren Performances, Video- und Fotoarbeiten mit den unterschiedlichen Formen der Darstellung und Sichtbarwerdung von Geschichte. Dies umfasst u. a. Aspekte von Herrschaft, Romantisierung, Instrumentalisierung sowie Fiktionalität. Innerhalb dieses Interesses spielt auch immer wieder die Frage nach Nationalbewusstsein und nationaler Identität eine Rolle, das sich vor allem in ihrer neuen Arbeit widerspiegelt. Darin widmet sie sich einem über 100 Jahre lang andauernden Mikrostaat: Neutral-Moresnet.

Das bis 1919 bestehende, südwestlich von Aachen im heutigen Belgien liegende „Tortenstück“, entstand aus einer gerechten Aufteilung des Territoriums zwischen den Preußen und dem Vereinigten Königreich der Niederlande. Auf Grund einer Zinkmine begehrt, vereinbarte man einen von beiden Seiten nicht annektierbaren Neutralstaat. Ohne Wehrpflicht und Steuern, ohne Zollabgaben und eigene Währung, aber mit eigener Hymne, Flagge und Briefmarke wuchs die Bevölkerung von 226 auf knapp 5000 Einwohner. Dieses 3,4 km2 große Gebiet ist Ausgangspunkt für Lisa Domins Überlegungen zu den Perspektiven eines fiktiven Neutralstaates in heutiger Zeit.

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2,5 Häuser

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Situation spéciale

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Molly

Wilhelm Molly kommt 1863 als Betriebsarzt der Vieille Montagne Zinkmine nach Neutral-Moresnet. Zuvor schließt er sein Medizinstudium mit einer Doktorarbeit zum Thema Kehlkopfentzündung ab. Bald schon wird er Hausarzt der ganzen Gemeinde Kelmis und stellvertretender…

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Sumpf

Sumpf wird die Mine in Kelmis genannt. Direkt neben dem Garten der Direktorenvilla klafft ein etwa dreißig Meter tiefes Loch von stolzen 2 Kilometern Durchmesser. Auf seinem mit gelben Lehm bedeckten Grund wimmelt es nur…

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Cercle de Chasse et de Sport

Gespielt wurde schon immer. Jahrhunderte lang kein großes Problem, bis das Glücksspiel im 18. Jh. zunehmend professionelle Formen annimmt. 1763 eröffnet das erste Casino in Europa im belgischen Spa. Erstmals gab es dort auch E.O.,…

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Deutlich mehr

Irgendwann fällt auf, dass verhältnismäßig viele Kinder in Neutral-Moresnet herumlaufen, deutlich mehr als bei einer normalen Geburtenrate zu erwarten wäre. Laut Beamte gibt es: gewerblich betriebene Stiefkindadoption, ein anderes Wort für Menschenhandel. Die Einwohner wissen,…

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Amikejo – Ort der Freude

Esperantist der ersten Stunde ist der Franzose Gustave Roy. Er lernt 1906 Molly kennen (beide sind Freimaurer) und Roy besucht Neutral-Moresnet erstmals im Jahr 1907. Esperanto ist schwer im kommen. Molly will immer noch die…

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Dankon!

Dankon (das ist Esperanto) an Yves (und Sylvie für die Zeichnung). Alle Fotos von Yves und mir. Texte aus dem Buch “Niemandsland” von Philip Dröge (Piper, 2017), selbstgschrieben und aus der arte Doku “Dokumente, die…

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Imagu, ke estas neniu lando

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