// MAPPING THE CITY
Wie verändern die Bilder einer Stadt unsere gegenwärtige Wahrnehmung der Stadt von morgen?
Im Rahmen der Ruhr.Residence 2018 habe ich mich auf den Weg nach Shenzhen im Süden China gemacht. Shenzhen mit seiner besonderen Lage im Süden Chinas angrenzend an die Metropole Hongkong ist eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt. Vor rund 30 Jahren ordnete Premierminister Deng Xiaoping an, die Sonderwirtschaftszone Shenzhen zu errichten. Aus einem kleinen Fischerdorf mit 30.000 Einwohnern entwickelte sich in den vergangenen 40 Jahren eine Metropole mit über zwölf Millionen Menschen. Der Prozess führte zu tiefgreifenden Veränderungen der Landschaft. Ursprünglich ein hügeliges Gebiet mit fruchtbarem Ackerland wurden Teile der Stadt für die Stadtentwicklung eingeebnet und in den Buchten wurden Polderflächen angelegt, um dem Meer weiteres bebaubares Land abzuringen.
Shenzhen ist die Stadt mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen in China. In der Liste der Städte nach Anzahl an Wolkenkratzern belegt die Stadt den 6. Platz. Die Immobilienpreise der Stadt gehören zu den höchsten des gesamten Landes. Shenzhen gilt als das Silikon Valley Chinas. Zwei der größten Internet- und IT-Unternehmen der Welt: Tencen, Entwickler der Multifunktions-App WeChat und der Netzwerkausstatter und Handyproduzent Huawei. Das Durchschnittsalter in dieser Stadt liegt weit unter dem anderer Metropolen Chinas.
Im Rahmen meiner Recherchereise konnte ich erste Eindrücke dieser fragmentierten Metropole gewinnen. Das Stadtbild ist geprägt durch Freizeitparks der Superlative, künstliche Oasen inmitten einer auf Konsum ausgerichteten Stadtordnung. Die Transportmittel sind die modernsten im Land, das öffentliche Nahverkehrssystem wird in rasantem Tempo ausgebaut. Die Straßen und Wege sind großflächig und überdimensional angelegt. Der Raum ist weniger für die Bedürfnisse des Einzelnen gedacht sondern auf eine digitalisierte Zukunft einer hochmodernen Cloud Gesellschaft hin konzipiert. Gleich einem Computer Spiel werden hier die unterschiedlichsten Ebenen im Stadtbild verändert, gelöscht und neu hinzugefügt. Die in den 60er und 70er Jahren auf engstem Raum entstandenen urbanen Viertel wie z.B. Baishizhou, die zunächst die Arbeiter der Fabriken aufnahmen weichen nach und nach den sogenannten Gated Communities und Wolkenkratzern der Superlative. Das undurchdringliche und lebendige vom Menschen gestaltete Labyrinth urbaner Viertel weicht einem überdimensionalen Raum, der im Detail sorgfältig überwacht wird.
Entspricht das auch unserer Vorstellung der Stadt der Zukunft? Zurück aus Shenzhen, einer Stadt der Superlative frage ich mich, wie z.B. die Vision der Metropole Ruhr aussieht. Die Region hat ein enormes Potential, im Besonderen sind es die Menschen und der durch den Strukturwandel neu geschaffene Landschaftsraum. Es ist ein ganz besonderer Lebensraum und man sollte behutsam mit ihm umgehen.
Das Projekt wird weiter fortgeführt, geplant ist die zeitnahe visuelle Auseinandersetzung mit der Metropole Tokyo als Beipiel einer gewachsenen Stadt und der Metropole Ruhr.
Die Website http://mappingthecity.de/ wird fortlaufend Bilder aus der Stadt von morgen zeigen.